10 jähriges Stiftungsfest

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Am 29. März 1889 wurde von Freunden der schönen Tegernseer Gebirgstracht ein Verein in's Leben gerufen, der sich zur Aufgabe stellte, die im Abnehmen begriffene Tracht wieder in Ehren zu bringen.

Der Verein erhielt den Namen "Die Wallberger, Verein zur Erhaltung der Volkstracht Egern-Rottach", und aus der kleinen Zahl der Gründungstheilnehmer entwickelte sich derselbe bald zu vorher nicht geahnter Größe, so daß er heute über 500 Mitglieder zählt.

Im heurigen Sommer findet das 10jähr. Stiftungsfest unseres Vereines statt, und erlauben wir uns hiermit zur Theilnahme an dieser Erinnerungsfeier freundlichst einzuladen.

Auf frohes Wiedersehen!

 

"Die Wallberger"

Verein zur Erhaltung der Volkstracht
Egern-Rottach


Einladung

zum

10jähr. Stiftungsfeste

am

Samstag, den 2. August

und

Sonntag, den 13. August 1899

 

Programm:
Samstag den 2. August
Abends 7 Uhr
Zusammenkunft im Gasthof "Glasl" in Oberach. Dort Concert mit Feuerwerk.
Sonntag den 3. August
Morgens 7 Uhr
Zusammenkunft beim Gasthaus "Glasl", dann allgemeiner Aufstieg zum Wallbergkreuz
Von 10-1 Uhr Mittagtisch mit Concert im Wallbergunterkunftshaus.
Um 1 Uhr Mittags Abstieg nach Enterrottach, Aufstellung der Festtheilnehmer am Wasserfall, von da Einzug mit Musik in Enterrottach. Hierauf Schuhplattler-Tanz, Festschießen und Volksbelustigungen.
Bei sehr ungünstiger Witterung wird das Hauptfest Dienstag den 5. August abgehalten

 

 


10 jähriges Stiftungs-Fest am 11. August 1899

Schon am Morgen des 11. August wurde beim "Glasl" rege an der Herstellung des Festplatzes gearbeitet, um alles möglichst schön für den Abend herzurichten. Kaum war die Dämmerung eingebrochen, pilgerten die "Wallberger" nach Oberach um sich an der Vorfeier des Stiftungsfestes zu beteiligen. Bald regte sich Lust und Freude, vermischt mit den Klängen der gut besetzten Tegernseer Musikkapelle.

Kaum hatte das Fest seinen Anfang genommen, erschienen unsere braven Brüder die "Wiener Wallberger" welche dem Stammverein zuliebe, die weite Reise von Wien bis hierher unternahmen. Sie wurden freudigst begrüßt.

In Mitte des Festes wurde von unserem Mitglied Herrn Camelly aus München ein brillantes Feuerwerk abgebrannt, und von den Anwesenden mit Beifall aufgenommen. Ringsum war der Festplatz durch Feuerkörbe beleuchtet, und mit Wimpeln geziert, so daß das ganze einen erhabenen Eindruck auf den Beschauer machte. In der Hoffnung auf den schönen Tag des Hauptfestes machten sich die frohen Zecher in früher Morgenstunde auf den Heimweg, mit dem Wunsche beseelt, der liebe Herrgott möge den kommenden Sonntag durch das nasse Element nicht allzu weich werden lassen.

Herrlich verkündeten die ersten Sonnenstrahlen den Tag des Hauptfestes an, und mit Zuversicht auf ein schönes Fest sprang mancher früher wie gewöhnlich aus den Federn. Schon vormittags strömten Scharen von Festteilnehmern nach Enterrottach, um da bestimmt ein trautes Plätzchen für den Nachmittag zu gewinnen, weshalb wohl die Beteiligung an dem Aufstieg zum Wallbergkreuz ein verminderter gewesen sein mag.

Auch waren mehrere Getreue, welche es sich nicht nehmen ließen, an dem Feste auch das hehre Denkmal der "Wallberger" und ihrer Freunde zu beehren. Herr Gerbermeister Reiffenstuel hielt dort oben "auf hoher Wacht" eine kleine Ansprache an die Anwesenden über die Bedeutung und gedeihen des Vereines und den Zweck der Errichtung des erhabenen Wahrzeichens der christlichen Religion. Von der begaben sich die Wackeren zum Unterkunftshaus um nach Stärkung des Geistes auch dem Freund Magen seinen Tribut zu zahlen. Nach ordentlicher Imbißnahme ging es talwärts dem schönen Enterrottach zu.

Schon war jedes Plätzchen ausgefüllt, von Festgästen und immer noch strömenden Scharen Schau- und Tanzlustiger herbei. Es war ein schönes anheimelndes Treiben wie es schöner und harmonischer in seiner Art nicht gedacht werden kann.

Hohe Herrschaften, Sennerinnen, Holzarbeiter und Landleute beengten sich in einem bunten Durcheinander, Gespräche austauschend. Alles ergötzte sich an dem lustigen Treiben. Zwei Musikkapellen welche hiesige Walzer und Ländler spielten zogen junges und altes Volk auf die Tanzbühnen, welche im Freien aufgeschlagen waren. Es war ein schönes echtes Waldfest. Den Buden und Schänken wurde im ausgedehntesten Maße zugesprochen, ein Glückshafen versorgte die Glückskinder mit schönen Gewinnsten.

So vergingen die Nachmittagsstunden nur zu schnell, und mahnte der herannahende Abend die Herrschaften zum Aufbruch. Es dämmerte schon bereits, als man erst an die Preisverteilung gehen konnte. Viele Mitglieder und Freunde des Vereines konnten sich jedoch vor später Abendstunde kaum trennen und zogen schweren Herzens von dannen. so war auch dieser Tag in Freude und Eintracht verlebt.

Am kommenden Vormittag wurde zu Ehren der anwesenden "Wiener Wallberger" und des Almrauch München im Gasthause des Herrn Max Bachmair einen Frühschoppen veranstaltet. Bei Zitherklang und Gemütlichkeit wurden noch einige Liter vertilgt und dann mit Motorboot zum Sapplkeller gefahren. Am Abend verabschiedete man sich von den lieben Gästen, welche ungern von unserem schönen Tale schieden.

Somit ging auch dieses schöne Fest zu Ende und bleibt nur die schöne Erinnerung, dem Teil des Lebens wieder einer gute Sache gewidmet zu haben.